Geschichte der Handglocken

Glocken gibt es schon seit ca. 3000 Jahren. Ihr Ursprung liegt im chinesischen und indonesischen Kulturbereich, von dem aus sich die Glockengießerkunst um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends bis Ägypten, Griechenland und nach Rom ausbreitete. Da die Glocken im Altertum als Signalinstrumente, als Amulette und als heidnische Kultinstrumente dienten, wurden sie im Christentum zunächst abgelehnt. Erst seit dem 6. Jahrhundert fanden sie Eingang in die Kirchen, wo sie als Symbol der Verkündigung des Evangeliums und als Ruf zum Gottesdienst galten [1].
Nachdem die Glocke aus einem Lärm- und Rufzeichen zum musikalischen Instrument von bestimmter, gewünschter Tonhöhe entwickelt worden war, wurden zum einen große Glockengeläute auf Kirchtürmen erbaut, zum anderen Glockenspiele erschaffen, mit denen Melodien gespielt werden konnten. Solche Glockenspiele hingen schon an den alten chinesischen Tempeln im 4. Jahrhundert vor Christus.

MoenchIn Europa setzte diese Entwicklung rund 1500 Jahre später ein. Mittelalterliche Handschriften zeigen uns Glöckchenreihen, die von Mönchen mit Hämmerchen bespielt wurden [2].

 

Aus diesen hängenden Glöckchen sind später die Carillons hervorgegangen, Glockenspiele, die aus einer größeren Reihe von kilo- bis tonnenschweren, im Turm aufgehängten Glocken bestehen und von einer oder mehreren Personen durch eine Tastatur oder Pedale am Spieltisch gespielt werden. In England sind diese Carillons weitgehend unbekannt geblieben. Statt dessen haben die Engländer im 17. Jahrhundert ihr eigenes, gleichsam mathematisches wie musikalisches System entwickelt. Dieses wurde als "change ringing", Wechselläuten, bekannt. Von mehreren Spielern wurden die Glocken (mindestens 3) in verschiedenen mathematischen Reihenfolgen geläutet. Jede Folge wurde ein change genannt. Wechselläuten ist eine Kombination von Musik, Mathematik und Sport.
Um diese Form des Spielens nicht nur auf den zugigen Kirchtürmen üben zu müssen, wurden kleinere Glocken für das Spielen in geschlossenen Räumen gegossen. Schon bald bemerkte man, dass diese Handglocken selbst herrliche Klänge erzeugten, und es entwickelte sich allmählich eine neue Art des Musizierens mit Glocken in Form eines Chores.
Das Melodiespielen auf Handglocken wurde zunächst auf in der Regel 12 Glocken ausgeübt, die eigentlich für das Change Ringing vorgesehen waren. Später begeisterten die Handglockenspieler mit 5 Oktaven oder mehr das viktorianische Publikum mit Stücken aus Opern, Oratorien und der Unterhaltungsmusik jener Zeit. Obwohl damals in einigen Teilen Nordenglands in fast jedem Dorf ein Handglockenchor beheimatet und Handglocken in etwa so populär waren wie Blechbläser, ist heutzutage das Handglockenspiel auch in England recht unbekannt [3].
Um 1800 wurden die ersten Handglocken von England nach Amerika gebracht. P.T. Barnum stellte um 1840 den ersten konzertanten Handglockenchor zusammen. Erst nach 1945 kamen die Handglocken wieder nach Europa. Der erste Chor in Deutschland besteht seit 1979 in Aschaffenburg. Inzwischen gibt es hier ca. 35 Handglockenchöre.

[1] Waak, K.-F., 2001: Die geschichtliche Entwicklung der Glocke. In: Bergmeier, H. (Hrsg.), 2001: Glockenkonzert Hoc donum, Llorenc Barber in Hannover 2001
 
[2] Ellerhorst, W., 1957: Handbuch der Glockenkunde, Weingarten, S. 180
 
[3] CD : Ringing Clear. The Art of Handbell Ringing. England, Saydisc Records, 1991.
 

Weitere Informationen zum Change Ringing finden Sie im Untermenu Change-Ringing.

 

Ursprung und Entwicklung der Chimes

(aus: http://members.aol.com/nwbel/sidenotes/chime_history.html, übersetzt von Antje Mexner)

Die Entwicklung der ersten Tonstäbe kann mehrere Tausend Jahre nach Südost-Asien und China zurückverfolgt werden. Dort wurden röhrenförmige Instrumente zum Musizieren eingesetzt. Sie waren aus Bambus hergestellt, der an einer Stelle aufgesplittet war. Der Klang dieser ersten frühen Instrumente entstand dadurch, dass der hohle Bambusstab gegen einen feststehenden Gegenstand geschlagen wurde. Später ging man dazu über, die Bambusröhre in der Hand zu halten und sie mit einem Stock anzuschlagen.

Doch die Chimes, wie wir sie heute kennen, wurden erst im 19. Jahrhundert erfunden.
1894 erhielt Edward Gerry ein Patent für einen röhrenförmigen Resonator. Dieser bestand aus Metall, an das ein beweglicher Zapfen angebracht war: Mit dieser Vorrichtung wurde zum ersten Mal der 'stopped pipe effect' genutzt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte John Deagan bei einem Besuch Südostasiens die frühen Bambus-Instrumente. Er nahm diese Idee auf und meldete 1900 das erste Patent einer z.T. aufgeschlitzten Metallröhre an: eine gestimmte Zinke mit einem daran befestigten Zapfen. Mit diesem Patent kombinierte und verbesserte er die Konstruktionen, die bereits existierten: die gespaltene Röhre der Südost-Asier und die Erfindung von Edward Gerry (die befestigte 'plub').
1910 ließ William Bartholomae ein Spielzeug patentieren, das zwar musikalisch nicht von Bedeutung war, aber erstmals einen Klöppel-Mechanismus aufwies: Der Ton entstand dadurch, dass ein außen an der Röhre angebrachter Gegenstand die Röhre anschlug.
1939 meldete Earl Sanders ein Patent für eine Röhre an, die an beiden Enden eingeschlitzt war. Erfolg brachte ihm diese Idee nicht. Der bedeutendste Beitrag seines Patentes zur Entwicklung von Chimes lag darin, dass er die eingeschlitzte Röhre von einer runden in eine eckige Form brachte.
1977 beschrieb David Sawyer in seinem Artikel 'Vibration' (veröffentlicht von Cambridge University Press) einen sogenannten 'Englischen Tonstab', der von Toby Harris Smith entwickelt worden war. Dieses Instrument verfügte über einen außenliegenden 'spring metal ringer' (gefederter Metall-Schlägel). Allerdings wies der Entwurf einen grundsätzlichen Fehler auf. Herr Smith konnte keine zufriedenstellende Lösung für dieses Problem finden und musste schließlich Konkurs anmelden.

Der Hand-Tonstab (handchime), wie man ihn heute kennt, wurde zunächst in England hergestellt und von Schulmerich Carillons in den USA vertrieben. David Ward, ein Therapeut in England, setzte die Handchimes in seinen Musikkursen und in der rehabilitativen Therapie ein. Er hatte den Eindruck, dass Tonstäbe eine nützliche Ergänzung seiner Therapiesitzungen sein könnten und kontaktierte Dr. Paul Rosene, seinen Freund in den USA. Dr. Rosene spielte mit der Idee von Handchimes und beriet sich mit Jacob Malta von Malmark Inc.
1981 begannen sie mit verschiedenen Entwürfen zu experimentieren. Sie setzten runde und eckige Röhren ein und benutzten verschiedenartige Kombinationen von Aluminium und Zinn. Außerdem entwickelten sie eine Möglichkeit, einen Klöppel-Mechanismus anzufügen, der demjenigen ähnelte, der in Malmark Handglocken benutzt wird.
1982 brachte Jacob Malta die Choirchimes ® auf den Markt. Er hatte die optimale Kombination von Metallen gefunden, die einen 'reinen' Ton hervorbrachte. Die Instrumente basierten auf dem Prinzip der Stimmgabel mit einem außen angebrachten Klöppel. Der Klang der Choirchimes ist weich, friedlich und sanft, ein 'himmlischer' Klang. Am Original-Entwurf wurden nur geringfügige Veränderungen vorgenommen, so dass die Choirchimes heutzutage beinahe in der ursprünglichen Form von Malmark vermarktet werden.
Auch die andere der beiden großen amerikanischen Handglocken-Firmen, Schulmerich Inc., hat in den letzten Jahren eigene Chimes entwickelt.

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